Rhea Dehn Tutosaus, M.A.

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Forschungsinteressen

Postkoloniale Theorie und Geschlechterstudien des 19. bis 21. Jahrhunderts in der Kunst- und Kulturgeschichte. Verflechtungen von Kunst und Populärkultur. Alteritätsdiskurse und Konstruktionsprozesse und deren Visualisierung und Verhandlung durch zeitgenössische Kunst. Kunstgeschichte im globalen Kontext, Transkulturalität

Rhea Dehn Tutosaus, M.A.,

ist Doktorandin der Kunstgeschichte (seit 2020) und wissenschaftliche Mitarbeiterin (seit 2020) am Arbeitsbereich Mode & Ästhetik der Technischen Universität Darmstadt. Unter dem Arbeitstitel Auf der ‚anderen’ Seite: El Estrecho de Gibraltar. Grenzgeografien, Migration und Identitätspolitik in der zeitgenössischen Kunst erforscht sie aus kunsthistorischer Perspektive die sich stetig verändernde Konzeption des Verständnisses von Grenze, Migration und Identität. Unter Berücksichtigung der postkolonialen und globalen Studien fokussiert sie dabei die Grenzregion zwischen Südspanien und Nordafrika anhand zeitgenössischer Positionen.

Sie studierte Kunstgeschichte und Romanistik an der Goethe Universität in Frankfurt am Main und an der Universtitat de Barcelona (Spanien). In ihrer Masterthesis Umdeutungen des Schleiers. Repräsentationspolitiken bei Lalla Essaydi, Majida Khattari und Yumna Al-Arashi (2019) untersuchte sie die künstlerischen Handlungsräume in einem westlich geprägten ‚Orientdiskurs’. Sie war Praktikantin im kuratorischen Bereich am Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main (2019), in dessen Verlauf sie die Ausstellung Contemporary Muslim Fashions begleitete und ein Panel mit dem Thema Mode und Kunst während des Contemporary Muslim Fashions Forum moderierte.

Seit den 90er Jahren etabliert sich durch Aufnahmen von MigrantInnen und den unmenschlichen Bedingungen ihrer Reise auf der Mittelmeerroute, eine mediale Berichterstattung, die überwiegend konservativen Politiken zuspielt. Parallel dazu wurde das Genre des Dokumentarischen in der künstlerischen Produktion essentiell, um auf gesellschaftlich als Problem markierte Bereiche aufmerksam zu machen (Nail 2019: 61). Die Historie, gleichermaßen geprägt von Austausch und Konflikt, die besondere geographische Konstellation, die sich aus der Meeresenge von Gibraltar ergibt und nicht zuletzt die beispielhafte Etablierung eines europäischen Grenzregimes seit dem Schengen-Abkommen (1991), bedingen die Komplexität der spanisch-marokkanischen Grenze als Forschungsgegenstand.

Das Konzept der Grenze soll als produktiver Raum analysiert werden, um zu fragen, wie Künstler*innen Grenze rezipieren, erforschen und verhandeln. Fokussiert werden Videoarbeiten, welche die spanisch-marokkanische Grenze thematisieren: Leila Kilanis Film Le rêve des brûleurs (2002), Ursula Biemanns Videoessay Europlex (2003), Yto Barradas La Contrebandière (2006), Rogelio Lopez Cuencas Walls (2006), Antoni Muntadas On Translation: Miedo/Jauf (2007), The Mapping Journey Project (2008-2011) von Bouchra Khalili, Matthias Kisperts Arbeit No More Beyond (2017) und Randa Maroufis Film Bab Septa (2019). Der Film soll jedoch nicht auf die Ästhetik eines künstlerischen Mediums reduziert, sondern vielmehr als Mittel gesellschaftlicher Auseinandersetzung, sozialen Handelns und der Umdeutung politischer Diskurse verstanden werden. Anhand des Konvoluts wird gefragt: Wie wird die Verknüpfung von Geografie, Globalisierung und Migration spezifisch am Beispiel der marokkanisch-spanischen Grenze durch Medienkunst verhandelt? Welche Rolle spielt Kunst, sowohl die Produktion als auch ihre Rezeption, im Kontext konservativer Politiken? Welche neuen Verhandlungsansätze und Perspektiven können durch Kunst hervorgebracht werden? Inwieweit können künstlerische Arbeiten eine Plattform alternativer Bildproduktion bieten oder reproduzieren und fixieren diese die voyeuristische und sozial-deterministische Dimension des Dokumentarischen?

Im Projekt wird die sich verändernde Konzeption von Grenze und deren Visualisierung anhand der benannten Werke ausgearbeitet. Dabei koexistieren das Verständnis der Grenze als klar definierte Machtlinie, Begründung und Stabilisator von Herrschaftsverhältnissen, als third space (Bhabha 2000), als Regime und als Raum der Kontrolle und Überwachung, der sich durch die Figur der MigrantInnen und deren grenzüberschreitende Bewegung auszeichnet (Schimanski und Wolfe 2017). Der performative Charakter des Durchquerens dient als Reflexions- und Ausgangspunkt, um gesellschaftlich etablierte Dualitäten zu hinterfragen. So wird nicht nur die Konstruiertheit der Grenze, sondern auch die Figuration der MigrantInnen aus einer postmigrantischen Perspektive von den zugeschriebenen statischen Charakteristika losgelöst und durch Mobilität neu definiert, verstanden und reflektiert (Drogramaci 2019: 10). Kunst bildet eine oftmals zu Unrecht vernachlässigte, äußerst produktive Verhandlungsebene für soziopolitische Themen, wie sich vor allem in der dokumentarischen Medienkunst zeigt. In Anbetracht der Verknüpfung von Grenzen und Migration, verstanden als Oppositionen von Statik und Mobilität, dient das bewegte Bild in der künstlerischen Produktion als Verhandlungsebene par excellence.

Der Förderpreis des Fachbereichs Humanwissenschaften für ein besonders innovatives Forschungsvorhaben geht 2021 an Rhea Dehn Tutosaus für ihr Promotionsprojekt : „Grenzquerende Verbindungen: Ästhetiken der Körper, Bewegungen und Grenzerfahrungen in der Zeitgenössischen Kunst“

Sichtbarkeiten und Agency – Künstlerische Praktiken im Kontext von Migration, co-herausgegeben mit Alexandra Karentzos und Miriam Oesterreich, (voraus. 2024)
Traumatic Monuments – Decolonial Iconoclasms and ‘Southern’ Memories (gemeinsam mit Miriam Oesterreich), in: Nausikaä El-Mecki und Tomas Macsotay (Hg.): Toppling Things. The Visuality, Space and Affect of Monument Removal, Brill (voraus. 2023)
Crossing the Border of Bab Sebta: Body-territory and Knowledge Production in Randa Maroufi's Artistic Practice, in: María Bendito and Anna María Guasch (Hg.): Repensar Babel. Desafíos del mundo plural. Revista de Estudios Globales y Arte Contemporáneo, 12/2023.
Declinación Magnética – Margen de Error (¿Cómo se escribe occidental?), in: Miriam Oesterreich und Franziska Koch (Hg.): Miradas 7: Dekoloniale Theorie, Transkulturation und lateinamerikanische Positionen – Verwobene Kunstgeschichten / Teoría decolonial, transculturación, posiciones Latino-Americanas – Entretejiendo historias del arte, 06/2023
This is what a Feminist looks like – in Frankfurt (mit Zahira Dehn Tutosaus), in: IX Edición de Mujeres Mirando Mujeres. Arte y Feminismo, 03/2023
Zwei Seiten desselben Meeres. Grenzen und Grenzüberquerungen in der Zeitgenössischen Videokunst (gemeinsam mit Zahira Dehn Tutosaus), in: Barbara Schellhammer und Lena Schützle (Hg.): Philosophie der Grenze, wbg Academic, (8/ 2022)
Towards a self-empowered female body. Body language, tactility and materiality in Contemporary Art, in: Viola Thimm (Hg.): (Re-)Claiming Bodies through Fashion and Style: Gendered Configurations in Muslim Contexts, Basingstoke: Palgrave Macmillan, 08/2021
Majida Khattari. El cuerpo femenino como campo de batalla (mit Zahira Dehn Tutosaus), in: VII Edición de Mujeres Mirando Mujeres. Arte y Feminismo, 03/2021
Reseña Leonie Schuster: Brasilianische Höhenflüge: Luftfahrtpioniere und Imaginationen von Nation und Welt in Brasilien,1900-1922, in: Miradas, 10/2020
Figures: Mehr als nur die menschliche Form in der Frankfurter Galerie Sakhile&Me, in: The Article, 08/2020
Yumna Al-Arashi | El poder del cuerpo femenino (mit Zahira Dehn Tutosaus), in: VI Edición de Mujeres Mirando Mujeres. Arte y Feminismo, 06/2020
Der Schleier: Nexus zwischen Kunst und Mode, in: Ausst.-Kat. Contemporary Muslim Fashion, Museum Angewandte Kunst, 04/2019
„Participatory Filmmaking at the Moroccan-Spanish Border. A Conversation between Irene Gutierrez Torres and Rhea Dehn Tutosaus“, im Rahmen der Konferenz IMISCOE (International Migration Research Network, Universität Warschau, 07/2023
„Migration im Friseurhandwerk“ Einführungsvortrag zur Fachtagung der 22. Hochschultage für Berufliche Bildung 2023 „Fachkräftesicherung – Zukunftsweisende Qualifizierung, gesellschaftliche Teilhabe und Integration durch berufliche Bildung“, Universität Bamberg, gemeinsam mit Alexandra Karentzos und Sylvia Weyrauch, 03/2023
„GrenzChoreographien. Das ‚Gehen' über die Grenze als subversive Strategie in Randa Maroufis Bab Sebta", Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe des Instituts für Kunstgeschichte, Universität des Saarlandes, 02/2023
„#Feminismus, oder wie war nochmal die Frage?„, Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Lern- und Arbeitstechniken“ von Prof. Dr. André Seyfarth, Technische Universität Darmstadt, 01/2023
“The Strait of Gibraltar as a Border(land)scape: New Ways of Seeing and Knowing through Contemporary Art”, Vortrag im Rahmen der Konferenz “(Re)thinking Landscape: Ways of Knowing / Ways of Being”, Yale University, New Haven, CT, 09/2022
„Traumatic Monuments—Decolonial Iconoclasms and 'Southern' Memories„, Vortrag im Rahmen der Konferenz „Monuments & Mobilty“, Goethe-Universität Frankfurt, 07/2022
„Layers of Matter: Bodies, Goods, Textiles as Border Experiences„, Vortrag im Rahmen der Konferenz “Border Renaissance. Recent Developments in Territorial, Cultural, and Linguistic Border Studies", UniGR-Center for Border Studies, Universität des Saarlandes, 02/2022
„(Un-)Sichtbar Werden: Körper, Waren, Textilien als Grenzerfahrungen“, Workshop „Sichtbarkeitspolitiken von Migration" Workshop des DGF Netzwerks Entangled Histories of Art and Migration: Forms, Visibilities, Agents, Technische Universität Darmstadt, 02/2022
„Artist talk with Irene Gutiérrez Torres“ im Rahmen der Apéro-Talks „Borders. Borders and Border Regions in Contemporary Art Production and Art Theory", AG Kunstproduktion und Kunsttheorie im Zeichen globaler Migration (Ulmer Verein), 01/2022
„Atravesando fronteras: Movimientos y gestos en el arte contemporáneo de Bab Sebta“, Vortrag im Rahmen der Konferenz „(Des)Escribindo a Fronteira: Identidades Liminais Humanas e Non-Humanas", Universidade de Vigo & Universidade de Santiago de Compostela, 01/2022
„Layer by Layer: Der weibliche Körper als Bordertextur„, Abendvortrag, „Atelier Bordertexturen“, UniGR – Europäisches Zentrum für Grenzraumforschung, Universität des Saarlandes, 12/2021
„Hacerse (in)visible: Cuerpos, Mercancías y Textiles como Experiencias Fronterizas“, Vortrag im Rahmen des internationalen Symposiums „New Babel. Challenges of the Plural World", University of Barcelona, 11/2021
„Decolonizing Monuments. Critical Reflections on Aesthetics and Memory in a Post/colonial Context" Einführungsvortrag zur internationalen Vortragsreihe an der TU Darmstadt, gemeinsam mit Alexandra Karentzos und Miriam Oesterreich (online), 05/2021
„Decolonizing Monuments: Aesthetics of Social Resistance and the Post/Colonial Urban Space“ (gemeinsam mit Miriam Oesterreich), Vortrag im Rahmen der Konferenz „Art and the City: Urban Space, Art and Social Change“, Aarhus University, 04/2021
„Everyday Negotiations of Body and Space in Randa Maroufi's Film Bab Sebta“, Vortrag im Rahmen der Konferenz „Time and the Body in Film, Television and Screen Studies“ Centre for International Film Research, University of Southampton, 04/2021