Laufendes Promotionsprojekt

Weibliche Poetik als künstlerisches Ausdrucksmittel – das Kleid als Formensprache

Ausgehend vom Kleid als künstlerische Formensprache untersucht die Arbeit das Potenzial einer sogenannten weiblichen Poetik, wie sie sich über den „weiblichen Strich“ und die „weibliche Geste“ in der künstlerischen Praxis artikulieren könnte. Im Zentrum steht die Frage, ob und inwiefern Poetik geschlechtsspezifische Konnotationen tragen kann – insbesondere im Hinblick auf Materialität, Körperlichkeit und kulturelle Kodierungen – und wie sich diese visuell, gestisch oder rhythmisch im Kunstwerk artikulieren.

Das Kleid dient in diesem Zusammenhang nicht nur als symbolisch aufgeladenes Objekt, sondern als aktives, formbildendes Medium innerhalb der zeitgenössischen Kunstpraxis. Seine Nähe zum Körper, seine sozialhistorische Bedeutungsdichte sowie seine ästhetisch-materielle Präsenz machen es zu einem zentralen Instrument, um Fragen nach Geschlecht, Erinnerung und Identität künstlerisch zu verhandeln.

Die theoretische Fundierung erfolgt anhand verschiedener Perspektiven auf weibliches Schreiben, künstlerische Geste und poetische Strategien: Hélène Cixous’ Konzept der écriture féminine, bell hooks’ politische Lesart von Sichtbarkeit, Rozsika Parkers Analyse textiler Gesten als Subversion sowie Gloria Anzaldúas spirituell und kulturell situierte Poetik soll vielfältige Bezugspunkte eröffnen. Ergänzend liefert Judith Butlers Theorie der Performativität ein Fundament zur Reflexion geschlechtlicher Zuschreibungen, die in den Arbeiten der Künstlerin und Theoretikerin micha cárdenas unter digitalen und trans/ feministischen Vorzeichen weiterentwickelt werden.

Vor diesem Hintergrund stellen sich zentrale Fragen:

  • In welcher Weise lässt sich der sogenannte „weibliche Strich“ als Erweiterung einer “allgemeinen” Poetik – jenseits von Kategorisierungen oder normativen Begrenzungen – verstehen?
  • Welche Möglichkeiten eröffnet eine solche Poetik als künstlerisches Mittel zur Sichtbarmachung von Subjektivität, agency und kultureller Erinnerung?