DFG-Projekt

„Weiße Umhüllungen – weiße Verblendungen. Zur Bedeutung des weißen Tuchs in der visuellen Kultur seit dem 20. Jahrhundert“ (2010-2014).

Leitung des Projekts Dr. Birgit Haehnel
Mitarbeit Hanna Büdenbender, Christina Leuchten
Betreuung Prof. Dr. Alexandra Karentzos

Das DFG-geförderte Projekt untersucht die kulturhistorische Bedeutung des weißen Tuchs in der visuellen Kultur des 20. Jahrhunderts im Rahmen der Gender- und Critical Whiteness Studies. Weiße Stoffe können als Substitut des Körpers und seiner Oberfläche verstanden werden.

Ein wichtiges Forschungsfeld eröffnet sich, wenn weiße Textilien statt in ihrer Funktion als Bekleidung, auch als visuelles Signal des Weißseins und damit als rassifizierendes Definitionssymbol untersucht werden. Latent produzieren sie das noch nicht Gesäuberte als problematisches Andere mit. In Anthropologie und Medizin ist das Weißwaschen der Welt eine besonders gefährliche Metapher mit alter Tradition und fatalen Folgen.

Wieso zeigen Auswanderermuseen heutzutage weiße Wäsche in Koffern europäischer MigrantInnen, wenn aktuelle Pressefotos AsylantInnen in zerschlissener Kleidung zeigen?

Das Projekt untersucht kritisch mittels der historischen Diskursanalyse den weißen Stoff in seinen verschiedenen metonymischen Zuschnitten als Bild und (Kunst-)Objekt, mit Fokus auf dem Weiß als Ikone der europäischen Moderne. Diesen Mythos stellen Kunstinterventionen in Frage, wie etwa das Herrenhemd als Zielscheibe (Niki de St. Phalle) oder heller Stoff als Zwangsjacke des Schwarzen Körpers und somit Ausdruck des Terrors der weißen Dominanzkultur (Rodney McMillian).

In dem Projekt wird das weiße Tuch in seiner kulturpolitischen Dimension erfasst und so seine kunsthistorische Relevanz neu bewertet.

DFG